Einer der Attraktionen von Maui ist witziger Weise kein Ort, sondern eine Reise. Die Fahrt nach Hāna. Mitten durch den Urwald führt eine mehr schlechte als rechte Straße mit endlosen Kurven, einspurigen Passagen und nicht gerade vertrauenswürdigen Brücken Richtung Hāna. Meistens direkt am Abgrund entlang. Tief unter einem der mächtige Ozean. Man hat das Gefühl, wenn ich darunter falle mich niemand. Und den Legenden nach stimmt das auch. Ein weiteres Risiko sind die Einheimischen, die wie die Berserker über die Straße fliegen. Sie haben es immer eilig, und sie kennen die Strecke in- und auswendig. Für sie sind wir das Risiko bzw. ein nicht gern gesehenes Hindernis.
Diese Reise dürfte spannend werden. Aber da solche „Expeditionen“ gut vorbereitet sein wollen, führt mich mein erster Stopp nach Hoʻokipa Beach, einer echten Surfer Legende, zum Kuau Store bei Paia. Dort habe ich mich erstmal mit Kaffee und Früchten eingedeckt. So gerüstet kann es ja losgehen. Auf nach Hāna. Leider ist mein Akku vom Fotoapparat leer und es wird nur wenige Bilder geben. Ich Dooftrottel hab das Ladegerät in Kelowna vergessen.
Einige Meilen nach dem Shop, gibt es einen berühmten Zaun aus Surfbrettern. Entstanden 1990, als ein großer Sturm auf die Insel zuraste. Der Besitzer wollte nur seine Surfbretter sichern, also hat er sie an seinen Zaun gebunden. Inzwischen sind es über 600. Weltrekord!
Anfangs ist die Straße noch breit und leicht zu befahren. Anfangs! Je weiter wir in den Urwald hinein fahren, umso schmaler und kurviger wird es. Und ständig einspurige Passagen. Ständig muss man stoppen und versuchen um die Ecke zu gucken, ob da ein Auto kommt. Wie nur? Ich sehe durch den Urwald fast nichts. Dann schnell durch den einspurigen Teil und hoffen das kein Auto kommt. Echt nicht einfach zu fahren. Und wenn ein LKW kommt hat man so gut wie eh verloren. Das die hier überhaupt herfahren grenzt an ein Wunder. Jeder von denen macht die Straße generell einspurig, die Dinger sind einfach zu breit. Und wenn du nicht gerade in eine der wirklich vielen Notfall-Stopps fahren kannst, bist du gezwungen bis zum letzten Rückwärts zurückzufahren. Nichts für schwache Nerven.
Davon mal abgesehen ist das eine der landschaftlich schönsten Straßen die ich je gesehen habe. Entweder dichtester Urwald, oder unendliche weiter Blick über den Ozean. An jeder dritten Ecke ein Wasserfall. Wenn man genau hinsieht, Tiere überall im Dickicht.
Wie auch immer nach der Hälfte der Strecke brauche ich mehr als eine Pause. Sieben gefühlte Nahtot-Erfahrungen sind erstmal genug. Beim Halfway to Hāna Stand halte ich an und überlege mir was ich mir denn alles mal so ansehe auf dem Weg nach Hāna. Ich sehe ein Schild auf dem steht zum Garten Eden hier entlang. Ja warum eigentlich nicht.
Der Garden of Eden ist Privatbesitz und eine beeindruckende Kreation. Wunderschön angelegt mit vielen Wegen zum hindurch schreiten und hunderten von Tieren überall (Hab mir mit Vogel Strauß ne Bank geteilt) kommt das Ganze schon dem Original sehr nah. Soweit das ein Mensch beurteilen kann. Man hat einen weiten Blick über das Tal zur einen und zur anderen eine wunderbare Aussicht auf den Puohokamoa Wasserfall. Hier lässt es sich trotz des schlechten Wetters aushalten. Es nieselt schon den ganzen Tag, was die Fahrt natürlich auch nicht einfacher macht.
Mein nächster Stopp auf dem Weg nach Hāna führt mich zur Hāna Lava Tube. Eine Lava-höhle, in die man ca. 400 Meter hineingehen kann. Die Höhle geht natürlich noch weiter. Nur mit einer Taschenlampe bewaffnet geht es hinein ins Dunkle. Da es sonst keine Beleuchtung gibt, fehlen eigentlich nur noch Hut und Peitsche für das Indianer Jones Feeling. Wieder Mal hat Mutter Natur etwas einzigartiges Hinterlassen. Naja nicht wirklich, weltweit gibt es hunderte davon. Dies ist die Achtzehntgrößte. Nach der Hitze und dem Dauernieselregen definitiv eine willkommene Abwechslung.
Der nächste Stopp war der Kaumahina Strand. Oder auch der schwarze Strand. Der Sand besteht aus Lava-Sedimenten und ist Pechschwarz. Das hab ich so auch noch nicht gesehen. Und außer mir wohl auch die meisten anderen nicht. Es war gerammelt voll mit Touristen. Recht schnell verschwinde ich wieder, das ist mir echt zu viel Verkehr hier.
Dann endlich: nach 52 Meilen, 617 Kurven und 59 Brücken habe ich Hāna doch noch erreicht. (Und ja ich weiß das Wikipedia was anderes sagt) Definitiv eine Reise der anderen Art. Alles in allem ist Hāna nicht so wirklich was besonderes. Ein normales touristisches hawaiianisches Städtchen. Und es stimmt die Reise dahin ist das Ziel. Zufrieden genieße ich mein wohl verdientes Bierchen am Strand. Ist zwar nicht so ganz erlaubt, macht aber wirklich jeder der es bis hier hin schafft.
Ich habe gerade das Bier ausgetrunken als mir klar wird:
Sch**** ich muss die ganze Strecke heute noch zurück!
Also auf ein neues, der Weg ist das Ziel
Aloha!