Eintauchen in eine Tiefschnee Erfahrung

Der Delirium Dive, am Anfang der Saison mit Mythen behaftet. Eine der letzten bzw. die Herausforderung für jeden Skifahrer oder Snowboarder. Super steil und meistens in Nebelschwaden verborgen, die Freeride Zone schlechthin. So oder so ähnlich wurde er überall angepriesen.
Also für meine Anfängerfähigkeiten auf dem Snowboard nicht geeignet und weit aus meiner Reichweite. Aber der Reiz ist geblieben.
Zu den Fakten:

Der Delirium Dive erstreckt sich durch die unglaublich schöne und gleichzeitig sehr gefährliche Gebirgsgegend. Die Komplexität und die Gefahr der Piste sind auf den ersten Blick nicht genau einzuschätzen.

Nicht nur die zahlreichen scharfen Kurven, sondern auch die hohe Lawinensturzwahrscheinlichkeit erschweren den Abstieg erheblich. Auf der Piste hat täglich die Ski streife Dienst. Trotz dieser Vorsichtsmaßnahme darf man hier nur mit den speziellen Lawinensensoren Ski laufen. Auf dem Berggipfel, vor dem Abstieg kann man kaum die kommenden Hindernisse vermuten.

Der Delirium Dive ist mit einem durchschnittlichen Gefälle von 39 Grad, in einigen Sektionen fast 50 Grad, eine der steilsten Abfahrten der Rocky Mountains überhaupt.. Die scharfen, unter dem Schnee steckenden Steine erschweren die Situation wesentlich und bilden die Hauptgefahr im Fall des Lawinenabsturzes.

Soviel dazu. Trotzdem erzählt dir jeder, das musst du gemacht haben. Tja so ein Dilemma. Gut das ich bei weitem nicht in der Lage sein dürfte, da heile runter zu kommen. ….. Oder vielleicht doch???

Eines Abends kurz bevor Ruben, Miri, Lea und Niklas nach Alaska aufbrechen wollten, meinte Miri sollen wir Montag in den Dive, wir fahren am Dienstag. Ich will das unbedingt noch machen, vor Alaska. Hast du Lust?

Öhh bist du dir sicher das du dich umbringen willst? Ja? Gut ich bin dabei!

Hab ich das grad wirklich gesagt? Scheiße was hab ich mir denn da wieder eingebrockt?

Und natürlich hat Miri das organisiert…. Ihre Supervisorin Susan, und ihr Freund dessen Namen ich vergessen habe waren auch dabei. Carl ein Däne, der ebenfalls in der Stadt arbeitet und den Miri in der Gondel nach Sunshine kennengelernt hat, hat uns gratis Avi kits besorgt und war als unser Guide engagiert.

Nachdem er uns eine mehr als ausführliche Einweisung in Lawinenkunde, bzw. wie man den Receiver benutzt oder die verschütteten Leute ausgräbt gegeben hatte, war es dann soweit. Die Route wurde festgelegt und der Eingang zum Dive angesteuert. Ein eisernes Tor mit Sensor sichert den Eingang. Es öffnet sich nur wenn jemand mit aktiviertem Lawinensensor, davor steht.

Einmal durchschritten geht es steil bergauf. Oben auf dem Kamm angekommen fällt einem die Kinnlade herunter. Eine einfach atemberaubende Aussicht und Szenerie in alle Richtungen. Ich bin so fasziniert das ich für einen Moment vergesse das ich mir vor Angst fast in die Hose mache. Rechts und links geht es steil runter. Die Luft ist klar und das Adrenalin beginnt zu pumpen. Nur an einem alten Hanfseil festhaltend balancieren wir den Kamm entlang bis zu dem von uns gewählten Einstieg. Und dann geht es runter, richtig steil runter. Carl zuerst und dann der Rest hinterher. Fünfzig grad im ersten Stück bei Tiefschnee. Was für ein rush. Dieser Teil des Berges war aber eher Arbeit als vergnügen. Sich darunter zu schrauben erfordert schon enorme Konzentration und einiges an Kraft.

Kaum überstanden öffnet sich die Szenerie und ein schier unendliches weiß gespickt mit herausragenden Felsen erstreckt sich vor uns. Jetzt macht das Fahren schon wesentlich mehr Spaß. Carl fährt voraus, also brauche ich mir über die Route keine Gedanken zu machen und kann einfach nur diesen immer noch verdammt steilen Berg runterfahren. Volle Konzentration ist trotzdem gefragt, den wenn ich falle und mich überschlage, stoppt mich in diesem Gefälle nichts die nächsten zweihundert Meter.

Irgendwann schwenkt Carl hart nach rechts, wir alle kriegen das irgendwie etwas zu spät mit und schwups bin ich ca fünfzig Meter unter ihm. Dann schnalle ich es, er nimmt den Seitenausgang um nicht Laufen zu müssen. Scheiße wie komm ich denn jetzt da hin? Ebenfalls hart nach rechts schwenkend, wird mir klar das ich zu weit unter den Ausgang bin und auch nicht hochfahren kann. Was mache ich denn jetzt? Die Antwort? Hochklettern! Im Tiefschnee eine echte Herausforderung und mehr als nur anstrengend.

Lange Rede, kurzer Sinn, ich habe es wieder raus geschafft und bin bis zum Goats-Eye Lift gekommen. Alles in allem gar nicht so ein schweres Unterfangen wie ich gedacht hatte.
Die ganzen Geschichten wie schwer der Dive doch wäre, sind leicht übertrieben. Aber man muss schon sagen, das man dafür Ski- oder Snowboard fahren können sollte. Definitiv ein Abenteuer! Zwei Sachen habe ich gelernt: Ich kann weitaus besser Snowboard fahren als ich dachte!
Und zweitens, ich will nochmal!

Wieder mal kann ich nur sagen, mein Leben ist intensiv und Geil! Der Komplettheit halber müssen jetzt noch die Double Black Pisten, South Chutes genannt, gefahren werden. Was ich dann auch zwei Tage später mit Mattias dem Schweden gemacht habe. War nen Ridebreak auf der Arbeit, also nur so nebenbei.

Apropos nur nebenbei, die Saison ist in fünf Wochen vorbei, dann war ich über sechs Monate Arbeiten und Snowboarden in Banff. Mit über 40 Skitagen und einem ewig dauerndem Winter eine für mich einmalige und Wahnsinns Erfahrung

Cheerio!

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