Fairbanks hat mich nicht so aus dem Latschen gehauen, und es ging den meisten so die ich gesprochen habe. Die zweitgrößte Stadt Alaskas ist einfach nur eine typisch amerikanischen Großstadt. Wobei nur für Alaska Verhältnisse groß. Sie hat gerade mal etwa 31500 Einwohner.
Teilweise ist sie militärisches Sperrgebiet. Ein schwer bewaffneter Soldat wies uns unfreundlich darauf hin das wir hier nicht lang konnten. Also zurück und einmal um die halbe Stadt damit wir endlich weiter Richtung Chicken konnten. Ja die Amerikaner haben eine Stadt die Hühnchen heißt.
Auf dem Weg und eher zufällig, weil wir noch Postkarten einwerfen wollten stoppten wir in einem kleine Örtchen namens Nordpol. Hier scheint das ganze Jahr lang Weihnachten zu sein. Die Straßenbeleuchtung besteht aus aneinandergereihten Zuckerstangen (Candy Canes).
Nach diesem kleinen Intermezzo ging es dann endlich nach Chicken und dem berühmten Top of the world Highway. Chicken ist eine kleine Goldgräber-Siedlung und ein bekanntes Touristenziel. Nur etwa 40 Kilometer von der kanadischen Grenze entfernt wurde uns bewusst das heute unser letzter Tag im schönen Alaska ist.
Hier gibt es den Spruch: I got laid in Chicken. Ich wurde in Chicken gelegt, bzw geboren. Das lustige daran ist das get laid auch soviel wie flachgelegt werden bedeutet. Also auch ich wurde in Chicken flachgelegt. Ist mir allerdings leider nicht passiert 🙂
Etwas hinter Chicken beginnt der Top of the world Highway. Der Name ist Programm. Die mehr als runtergekommene Straße für immer in Kammlage durch ein schier endloses Panorama bis nach Dawson City. Bei Little Gold/ Poker Creek liegt die Grenzstation wo ich mal wieder feststellen musste das die kanadischen Grenzbeamten aus extrem unfreundlichen Mannsweibern bestehen. Von sonst immer freundlichen Kanadier keine Spur. Aber egal die Einreise nach Kanada klappte relativ problemlos und gegen späten Nachmittag erreichten wir Dawson City. Die bekannte Goldgräber Stadt an der Mündung des Klondike Rivers in den Yukon
Dawson City, der Goldrausch! Hier ist immer noch ein wenig davon zu Spüren. Wären hier keine Autos und Straßen wäre man quasi in wilden Westen. Die Häuser sehen noch aus wie aus der Zeit um Achtzehnhundert irgendwas. Übernachtet haben wir in einem Hostel auf der anderen Seite des Flusses. Kein fließendes Wasser und wenig Strom. Man fühlt sich hier so ein bisschen wie in einer Hippe Kommune. Alles ist aus alten Sachen zusammengezimmert und sehr einfach gelöst. Duschen hieß heißes und kaltes Wasser auf die richtige Temperatur mischen und sich den Eimer über den Kopf ausschütten. Seife und Handtücher Fehlanzeige.
Den nächsten Tag ging es dann Dawson City und den Goldrausch zu erkunden. Weil dieses Jahr 150 Jahre Kanada gefeiert wird, gab es das goldene Ticket. Eine überteuerte Touristenattraktion umsonst. In unserem Fall die Dredge No 4, ein gigantisches Goldgräberschiff. Mit ihren riesigen Schaufeln durchfurcht es 14000 Kubikmeter Erde pro Tag. Jede der 72 Schaufeln hat ein Fassungsvermögen von ca. 225 Kilogramm. Das Verfahren zum Gold auswaschen ist vom Prinzip her dasselbe wie heute noch. Wer mehr darüber Wissen möchte der kann sich auf DMAX die Serie Goldrausch in Alaska ansehen.
Danach sind wir dann zu Claim No 33 gefahren und haben selbst nach Gold gesucht. Ganz klassisch nur mit Pfanne und Wasser. Ist ne ganz schön langwierige und zeitraubende Arbeit. Aber ich hab mein Zertifikat als offizieller Goldwäscher erhalten und kann einen weiteren Beruf in meinen Lebenslauf hinzufügen. Zum Abschluss sind wir dann noch rauf zum Midnight Dome und haben die famose Aussicht über Dawson, den Klondike und den Yukon genossen. Eine perfekt Erinnerung zum Abschluss an diese schöne Ecke hoch oben im Norden von Kanada. Von nun an geht es nur noch wieder südwärts, langsam aber sicher wieder Richtung Heimat.